Mal ganz abgesehen davon, dass die Eisenacher Wartburg, die Erfurter Krämerbrücke, das Weimarer Goethehaus, das Gothaer Residenzschloss Friedenstein oder die Saalfelder Feengrotten allesamt in weniger als einer Motor-Stunde erreichbar sind, hat Ohrdruf selbst ein sehenswertes Arsenal an kulturellen Highlight im Programm.
Bemerkenswert für Klassikfans ist Ohrdruf als die kleinste aller Bachstädte. Hier wohnte der junge Johann Sebastian fünf Jahre lang und erlernte nach dem Tod seiner Eltern bei seinem Bruder Johann Christoph in Ohrdruf das Klavier- und Orgelspielen. Mehr als 125 Jahre lang stellten Mitglieder der Bachfamilie die Organisten der Ohrdrufer Michaeliskirche. Andere Bache waren Kantoren, Diakone oder auch Oberlehrer. Einer von ihnen, Friedrich Anton August, gründete den hiesigen Sportverein 1860.
Ähnlich imposant ist die Geschichte des Schlosses Ehrenstein, die mit dem großen Brand von 2013 den vorerst letzten schrecklichen Höhepunkt verzeichnete. Vor mehr als 1.200 Jahren legte Lullus, ein Nachfolger des Heiligen Bonifacius, hier den Grundstein für ein Klosterstift. Später diente das Areal als Residenz der Grafen von Gleichen und ihrer Familien. Heute erstrahlen Gebäude und Gartenanlage in reizvollem Glanz und sind nicht für Ohrdruf-Besucher ein Muss.
Ebenfalls von mittelalterlicher Würde ist der „Tobiashammer“, dessen Technik-Geschichte sich über mehr als 530 Jahre erstreckt. Einst als Eisen-, Draht und Sichelhammer für Sensen und Schnittwerkzeuge erbaut, wurden hier später auch Lanzen, Schwerter und Rüstungen hergestellt. Mit einer der größten Dampfmaschinen Europas ist er heute in ein Museum integriert und begeistert Besucher, Technikfans und Künstler aus aller Welt. Letztere stellen im jährlich stattfindenden Schmiedesymposium zeitgenössische Werke aus Metall aus.
Eher in die Neuzeit gehören die Ohrdrufer Produkte aus der Puppen- und Spielzeugindustrie. Seit dem 19. Jahrhundert zählen Puppen aus Ohrdruf zu wertvollen Raritäten und begehrten Sammlerstücken auf der ganzen Welt. Neben Sonneberg und Waltershausen war Ohrdruf eines von drei großen Zentren der Thüringer Spielzeugherstellung.